Die Klimafrage hat in den letzten Jahren vor allem durch Fridays for Future eine starke Bedeutung bekommen, die auch in der Stadtpolitik Wirkung hinterlässt. Das Ziel heißt »Klimaneutralität«. Dabei sind viele Fragen offen, auch stellt sich die Frage ob es eine Symptomdebatte ist oder ob die Ursachen der multiplen Krise gesehen werden. Bisher sind die Begrifflichkeiten unklar, zumal es keine offizielle Definition gibt. Dadurch gibt es auch einen Missbrauch, der keine Treibhausgase reduziert, sondern an anderer Stelle kompensiert. Deshalb ist eine eindeutige Definition notwendig, bei der auch andere Ziele einbezogen werden müssen.
Seit vielen Jahren organisiert eine engagierte Gruppe von Naturwissenschaftlern an der Universität Hamburg Symposien unter dem Titel Warnsignal Klima. Im Jahr 2018 war der Schwerpunkt Stadt. Der Organisator ist Dr. José L. Lozán. Die Erderwärmung wirkt sich in den Städten stärker aus. Zudem lebt die Mehrheit der Stadt- menschen an Küsten, Flüssen, Seen und an Mündungen. Sie sind besonders betroffen von Überschwemmungen, bedroht von Bränden und Stürmen. Doch die Bevölkerung in den urbanen Räumen nimmt zu. Aufgrund der Klimaerwärmung, der Hitzewellen, der stärker voranschreitenden Urbanisierung und der baulichen Verdichtung sind Maßnahmen zum Schutz der menschlichen Gesundheit dringend erforderlich.
Die Frage nach der Zukunft der Stadt muss eingebettet sein in ein Verständnis der globalen Herausforderungen. Urbanisierung ist ein Eckpfeiler des Wachstums. Wo- hin das geht, liegt vor allem an der Antwort auf die Frage, welche Welt wir wollen, die der Konfrontation oder die der Gemeinsamkeit.
In den Städten ballen sich die Nachhaltigkeitsherausforderungen. Deshalb haben die Vereinten Nationen die Vision der New Urban Agenda mit 175 Punkten verabschiedet. Sie setzt in der Umsetzung auf ein Monitoring und Benchmarking. Die Berichterstattung soll alle 4 Jahre erfolgen. In Deutschland wurde der Bericht vom Deutschen Institut für Urbanistik erarbeitet. Im Zentrum standen Klimaschutz, Mobilität und Digitalisierung. In einigen Bereichen wurde Neuland betreten, auch weil ein umfangreiches Indikatorensystem entwickelt werden muss, um zu einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie zu kommen.
Die jüngsten Urteile der Gerichte zum Klimaschutz verlangen gerade von den Städten neue Weichenstellungen, die die Städte resilient machen und zur Nachhaltigkeit führen. Städte sind Verursacher und Opfer der Klimakrise. Das Leitbild ist eine urbane Resilienz, welches durch die Erfahrungen der Corona-Pandemie eine noch größere Bedeutung bekommen hat. Von hoher Bedeutung ist es, die drei Ziele soziales Wohnen, ökologische Verträglichkeit und hohe Stadtqualität miteinander zu verbinden.
Wie gelingt die städtische Transformation zur Nachhaltigkeit? Der Beitrag analysiert Transformationsherausforderungen von Städten, die insbesondere durch den demographischen Wandel, Klima- und Umweltauswirkungen sowie Digitalisierung hervorgerufen werden. Für ihre Bewältigung wird ein vom WBGU entwickelter normativer Kompass vorgestellt, der Orientierung für nachhaltige Stadtentwicklung bietet, sowie ein Vorschlag zur Etablierung einer polyzentrischen Verantwortungsübernahme für städtische Transformationen unterbreitet. Am Anfang der Kapitel stehen Kernaussagen aus dem WBGU-Gutachten zur Rolle der Städte.
Für die sozial-ökologische Gestaltung hat die Kooperation von Stadt und Region eine besondere Bedeutung. Allerdings wird diese Handlungsebene zu wenig beachtet, auch wenn es gute Beispiele gibt. Selbst das für Bauen und Stadtentwicklung zuständige Bundesministerium führt Raumordnung nicht mehr im Titel. Der Autor plädiert für integrierte regionale Entwicklungspläne unter intensiver Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger.
Viele Städte waren schon in den vergangenen Jahrzehnten ein Vorreiter eine umweltschonende Energiepolitik. Das Konzept der Energiedienstleistungen wurde oftmals von Stadtwerken vorangetrieben. Auch beim Klimaschutz und bei der Klimaanpassung, die zwei Seiten einer Medaille sind und gemeinsam betrachtet werden müssen, können die Städte eine wichtige Rolle einnehmen. Klimaschutz ist die Grundlage für eine zukunftsfeste, nachhaltige und resiliente Stadt, die den Menschen eine hohe Lebensqualität sichert.
Bauen und Planen schaffen in elementarer Weise gesellschaftliches Leben. Sie erfordern Weitsicht, ja verlangen auch Demut vor der Herausforderung. Sie überlassen künftigen Generationen »vollendete Tatsachen«. Deshalb müssen Bauen und Planung nachhaltig sein. Der Umbau und die Optimierung des Bestands haben Vorrang vor Neubau und Flächenausweitung. Bauen und Planen müssen die sozialen, demografischen und ökologischen Zusammenhänge sehen. Vier Punkte werden konkret aufgezeigt.
Immer mehr Menschen wohnen in den Städten. Die Organisation der urbanen Räume wird darüber entscheiden, ob wir die Klima- und Umweltkrise bewältigen. Heute sind die Muster der Stadtentwicklung nicht nachhaltig, allerdings gibt es gerade in den urbanen Räumen wichtige Bemühungen, zu mehr Klimaverträglichkeit zu kommen. Davon hängt auch die Zukunft der Städte an. Sie haben den Schlüssel in der Hand, um eine neue Lebensqualität zu verwirklichen. Die Städte können in enger Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern zum Motor einer nachhaltigen Zukunft werden – grün, sozial, lärmarm, mobilitätsgerecht und mit guten, aber verdichteten Wohn- und Freizeitangeboten. Umweltschutz und Stadtentwicklung können ein enges Bündnis schließen.