Jahrbuch Ökologie 2017/2018

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Die Beiträge in diesem Jahrbuch zeigen vor allem eines: Wir wissen sehr genau, wo wir in der globalen Umweltpolitik heute stehen. Wir wissen auch recht genau, welches Handeln dringend angesagt wäre. Aber wir haben keine Ahnung, ob sich dieses Handeln in naher Zukunft durchsetzen kann.

Klare Wissenschaftler, engagierte Umweltaktivisten, mutige Politiker und visionäre Unternehmer gibt es. Es gibt aber auch Beharrungskräfte und Pfadabhängigkeiten, antiquierte, aber profitable Wirtschaftsmodelle, zunehmende populistische Trends bis hin zur kompletten Leugnung ökologischer Herausforderungen.

Es gibt also auch weiterhin gute Gründe für kritische Publikationen und engagierte Diskurse zu allen Facetten ökologischen Handelns. Gute Gründe Weiterführung – und Weiterentwicklung des JAHRBUCH ÖKOLOGIE.

In den vergangen 25 Jahren haben sich Herausforderungen, Themen, Erkenntnisse und Akteure der Umweltpolitik verändert. Das JAHRBUCH ÖKOLOGIE hat diese Veränderungen begleitet, ist sich aber konzeptionell treu geblieben. Doch reicht dieses Konzept auch für die kommenden 25 Jahre aus?

Welche Themen, welche Formate, welche Autorinnen und Autoren, welche Zielgruppen sollte das JAHRBUCH ÖKOLOGIE im Fokus haben? Darüber diskutieren wir leidenschaftlich im Herausgeberkreis. Darüber wollen wir uns aber auch mit unseren Leserinnen und Lesern austauschen.

Wir laden Sie deshalb ein, an unserem Diskurs teilzunehmen. Die Möglichkeit dazu bieten wir aktuell auf der Internetseite des Jahrbuches:

www.jahrbuch-oekologie.de

Wir freuen uns über Ihre Vorschläge, Themen, Kritiken und Überlegungen; wir werden darauf antworten und gerne darübe mit Ihnen diskutieren. Unser Ziel ist es, das JAHRBUCH ÖKOLOGIE so zu gestalten, dass es auch die nächsten 25 Jahre einen wertvollen Beitrag zu ökologischem Denken und Handeln leisten kann.

Mit Ihrer Unterstützung kann uns dies gelingen.

Die Herausgeber

So wie sich die Welt im letzten – vom JAHRBUCH ÖKOLOGIE begleiteten – Vierteljahrhundert dramatisch und beschleunigt gewandelt hat, werden sich auch die Ökosysteme und Gesellschaften in den zukünftigen 25 Jahren deutlich verändern. Gleich, welche Vokabel man zur Bezeichnung unseres globalisierten Wirtschaftsmodells verwendet, ob westliche Industriegesellschaft oder Kapitalismus, eines ist absehbar: Es ist an seine Grenzen gelangt. Aber wie werden Produktion, Philosophie und Politik in 2043 aussehen?

Der wünschenswerte Zustand, Ernährungssouveränität für alle Menschen zu schaffen, wurde ursprünglich von La Via Campesina, einem weltweiten Zusammenschluss von Kleinbauern- und Landarbeiterorganisationen, vorgedacht. Mittlerweile wird dieses Leitbild zu einer zukunftsfähigen Versorgung auch wachsender Bevölkerungen von einer Vielzahl von Bauernvereinigungen und NGOs unterstützt.

Für das schleppende Vorankommen der Verkehrswende ist neben der anhaltenden Automobilfixierung der deutschen Politik auch die strukturelle Unterfinanzierung der öffentlichen Verkehrsträger und ihrer Infrastrukturen verantwortlich. Dabei ist eine erfolgreiche Verkehrswende ein entscheidender Faktor für das Erreichen der Klimaziele und hat große Auswirkungen auf eine zukunftsfähige Gestaltung unserer Wirtschafts- und Lebensweise.

Gegen das lückenlose Wachstumsbündnis – die vermutlich größte aller großen Koalitionen – kann derzeit keine Nachhaltigkeitspolitik durchgesetzt werden. Mehrheitsfähig ist deshalb nur eine „Green Growth“-Strategie, die den Kollaps jedoch nicht aufzuhalten vermag, zumal wirtschaftliches Wachstum nicht von Naturzerstörung entkoppelt werden kann. Aus diesem Dilemma führt nur die autonome Verbreitung postwachstumstauglicher Lebensführungen und Versorgungsmuster. 

Die neue geologische Erdepoche des Anthropozäns rückt die Umweltkompatibilität von Wirtschaft und Gesellschaft in den Fokus. Umweltpolitik muss zur Gesellschaftspolitik werden. Nachhaltigkeit wird möglich, wenn wir heute zu einer sozial-ökologischen Transformation kommen. Ob das gelingt, hängt entscheidend davon ab, dass die Umweltbewegung eine Vordenker- und Vorreiterrolle einnimmt – in der Gesellschaft und in der Politik.

Die Diskussion über eine Große Transformation wird oft sehr strukturell und technisch geführt und ähnelt darin der Diskussion über Nachhaltigkeit. Transformabilität (transform ability) von Gesellschaften hängt aber nicht primär von effizient gestalteten Technologien und Institutionen ab, sondern von den richtungsweisenden Begründungen, mit denen Menschen diese Technologien und Institutionen kreieren. Um die allgegenwärtigen Transformationen Richtung Nachhaltigkeit zu wenden, brauchen wir daher eine neue Aufklärung, die richtungsweisende Begründungen an den wissenschaftlichen Kenntnisstand des 21. Jahrhundert anpasst.

In seinem ersten, weltweit beachteten Bericht Die Grenzen des Wachstums zur Lage der Menschheit warnte der Club of Rome bereits 1972 vor dem Kollaps des Weltsystems. Seitdem hat sich viel verändert. Heute verfügen wir über genügend neues Wissen für die erforderlichen Veränderungen zum Erhalt unserer Welt. Sehr wohl sind laufende Trends aufzuhalten und sind wir in der Lage, bestimmte Philosophien und Überzeugungen ad acta zu legen. Somit können wir uns auf eine aufregende Reise in die Zukunft machen. In seinem neu erschienenen Bericht formuliert der Club of Rome die Agenda für alle gesellschaftlich relevanten und möglichen Schritte der nächsten Jahre und fordert eine „neue Aufklärung für die Volle Welt“.

In einem aktuellen Memorandum der Gesellschaft für Nachhaltigkeit werden soziale, ökologische und ökonomische Prinzipien einer Transformation begründet. Die Autoren sind überzeugt, dass die Fixierung und Abhängigkeit der Politik vom wirtschaftlichen Wachstum überwunden werden muss, und entwickeln ein mittelfristiges Forderungs- und Maßnahmenpaket, das von der Dekarbonisierung der Wirtschaft bis zur Einführung einer Bürgerversicherung reicht.

Link: Memorandum 2017 – Unsere Verantwortung für eine zukunftsfähige Gesellschaft

Der bewaffnete Konflikt in der Ukraine, Kämpfe in Pakistan, schwelende Konflikte mit Iran und mit Nordkorea – jede Krise ist anders, doch in all diesen Regionen stehen nukleare Anlagen. Durch die Folgen gewaltsamer Auseinandersetzungen kann es zur Freisetzung radioaktiver Stoffe kommen – mit entsprechend weitreichenden Folgen. Die Risiken müssen klar benannt und internationale Vereinbarungen zur Ächtung eines Angriffs auf nukleartechnische Anlagen getroffen werden.