Schlagwort-Archiv Forschungspolitik

Die Funktionstüchtigkeit des globalen Ökosystems und seiner Bestandteile geht immer schneller verloren. Doch die Gesellschaft nimmt die Symptome entweder nicht zur Kenntnis oder nicht ernst. Ökosysteme werden nicht als arbeitende komplexe Systeme erkannt, sondern als Ressourcenlagerstätten ausgebeutet, verschmutzt, zerschnitten oder physisch zerstört. In bestimmten Regionen droht akutes Ökosystemversagen. Von ihnen könnten soziopolitische Schockwellen ausgehen, die gesellschaftliche Lernfähigkeit und Handlungsoptionen rasant schmälern. Dennoch und gerade jetzt: ein Plädoyer für eine ehrlichere und massivere Kommunikation der Umweltrisiken.

Das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik ist selten einfach. Beim Klimawandel erscheint es besonders komplex. Dessen Gefahrenpotenzial ist längst umfassend wissenschaftlich belegt. Dennoch agiert die Politik anscheinend unbeeindruckt von wissenschaftlichen Erkenntnissen, ignoriert oder leugnet diese gar und ist nicht Willens oder fähig, diese in nationales und internationales Handeln umzusetzen. Woran liegt das? Und wie kann sich das ändern?

Hinter den aktuellen Forschungs- und Innovationsprogrammen stehen Zukunftsvorstellungen, die geprägt sind von den mächtigen Akteuren der der Gegenwartsgesellschaft. Die aus diesen Zukunftsvorstellungen getroffenen Investitionsentscheidungen wirken gleichermaßen auf rechtliche, politische, institutionelle, ökonomische, ökologische und soziale Verhältnisse. Um den Zielen Nachhaltigkeit und Einhaltung der planetaren Grenzen gerecht zu werden, braucht es mehr Transparenz und mehr Diversität der Akteure in den vielfältig formal und informell verschlungenen Wegen des Forschungs- und Innovationssystems.

Der erste Wissenschaftler, der über Klimaänderungen durch Kohlendioxid publizierte, war der Schwede Svante Arrhenius im Jahre 1896. Seitdem hat sich das Wissen über den Klimawandel und die nötigen Antworten darauf kontinuierlich weiter entwickelt. Doch es dauerte über 120 Jahre, bis die Weltgemeinschaft im Sinne einer Weltinnenpolitik im Paris-Abkommen aus dem Jahre 2015 eine Bremsung der globalen mittleren Erwärmung beschlossen und völkerrechtlich verbindlich machte. Eine Betrachtung des langen Ringens der Wissenschaft um Akzeptanz und Wirkungsmacht ihrer Erkenntnisse.

Als im Herbst 1992 im C.H. Beck Verlag, München, ein dickes Taschenbuch erscheint, trägt es einen wenig spektakulären, aber ernstzunehmenden Titel: JAHRBUCH ÖKOLOGIE.

Nach 25 Jahren und 25 Jahrbüchern hat Udo Simonis den Staffelstab als Mitherausgeber und allein verantwortlicher Redakteur an eine jüngere Generation übergeben.

Aus diesem Anlass führten die Redakteure des vorliegenden Bandes, Pierre Ibisch und Jörg Sommer, im August 2017 ein langes Interview mit ihm. Aus dem mehrstündigen Gespräch zur Geschichte des Jahrbuchs und der Umweltbewegung in den vergangenen 25 Jahren dokumentieren wir hier die wichtigsten Auszüge, begleitet von einer kurzen Darstellung der bisherigen 25 Bände und ihrer zentralen Inhalte.